AUSWEISE KÜNFTIG NUR NOCH MIT ELEKTRONISCHEM PASSBILD
Wenn die Kunden das Studio von Fotograf Ben Pfeifer verlassen, ist das Passbild in Zukunft bereits schon beim Amt. Das Bild wird gefertigt und direkt ans Amt übermittelt. Es gibt beim Fotografen nur noch einen QR-Code anstatt Bilder auf Papier. WICHTIG: Das Passbild kann mit dem ausgehändigten QR-Code in jeder Meldebhörde in Deutschland abgerufen werden - es liegt in einer Hochsicherheitscloud und kann bis zu einem halben Jahr auch für andere Dokumente von Behörden abgerufen werden.
Wer ab Mai einen Personalausweis beantragen möchte, muss sich auf eine grundlegende Änderung einstellen. Denn ausgedruckte Passfotos sind dann nicht mehr erlaubt.
Erzgebirge. Vor allem junge Erwachsene müssen ihn oft vorzeigen, um im Supermarkt ihr Alter nachzuweisen. Sonst ist der Personalausweis ein Dokument, das selten das Portemonnaie verlässt. So passiert es auch schnell, dass man nicht mehr weiß, wann der Ausweis abläuft. Immerhin ist der Personalausweis für alle ab 24 Jahren zehn Jahre gültig. Wessen Ausweis in diesem Jahr abläuft, muss ab Mai mit einer Neuerung rechnen, welche schon im Vorfeld für einige Schwierigkeiten sorgt. Genauer trifft es das Passbild, welches einen wichtigen Teil des Ausweises ausmacht und ab 1. Mai nur noch in elektronischer Form vorliegen darf.
E-Passbilder sollen für mehr Sicherheit sorgen
Hintergrund dieser Neuerung ist das sogenannte Morphing. Darunter versteht man die Manipulation von mehreren Bildern zu einem Ausweis-Passbild. „Um das Morphing auszuschließen, werden Lichtbilder für Pässe und Personalausweise ab 1. Mai 2025 ausschließlich digital erstellt und mit einer sicheren Verbindung an das Bürgeramt oder die Ausländerbehörde geschickt. Das digitale Passbild wird dann auch gleich auf seine Biometrietauglichkeit geprüft", so das Bundesinnenministerium. Das heißt quasi: Das alte Papier-Passfoto hat ausgedient, was natürlich bei Fotografen auf keine positive Reaktionen gestoßen ist.
Ausgedruckte Passbilder für den eigenen Personalausweis sind ab Mai nicht mehr erlaubt.
„Der Berufsverband der Fotografen hat, nachdem das Gesetz 2020 bereits beschlossen wurde, Protest eingelegt. Immerhin gibt es Fotostudios, die rein vom Passbilder-Geschäft leben", sagt Ben Pfeifer vom Fotostudio Lichtecht aus Annaberg-Buchholz. Der selbstständige Fotograf betreibt seit 2011 sein eigenes Studio in der Bergstadt und auch bei ihm machen Passbilder einen Teil seines Geschäftes aus. „Die Bundesregierung ist dann den Fotografen entgegengekommen, allerdings sind mit der Neuerung viele Schulungen, neue Softwares und auch Kosten verbunden“, so der 39-Jährige. Denn auch die selbstständigen Fotografen dürfen in ihren Fotostudios keine Passbilder mehr ausdrucken. „Die Übermittlung der Bilder muss rein auf elektronischem Weg erfolgen. Der Kunde bekommt dann einen QR-Code von mir ausgedruckt und geht mit diesem dann auf die Meldebehörde. Ich als Fotograf musste mich deshalb im Vorfeld einer Schulung unterziehen und auch zertifizieren lassen, dass ich weiterhin Passbilder für den Ausweis anfertigen darf.“ Damit sei er in Annaberg-Buchholz nach eigenen Angaben der einzige Fotograf, der das sogenannte E-Passbild anbietet.
Meldeämter fungieren als Fotostudios - Jedoch wird weiterhin der Berufsfotograf empfohlen
Das bestätigt auch Holger Trautmann von der Stadtverwaltung der Adam-Ries-Stadt. Der Fachbereichsleiter der inneren Verwaltung spricht auch von vielen Herausforderungen, die auf die Mitarbeiter im Bürgerzentrum ab Mai zukommen. „Es sind hier alles keine Fotografen, sondern Verwaltungsmitarbeiter. Es wurden zwar alle Mitarbeiter bereits mit der neuen Technik geschult, dennoch wird es Situationen geben, bei denen wir die Bürger zu einem Fotografen schicken müssen.“ Mit neuer Technik meint Holger Trautmann die digitalen Geräte, mit denen sich alle Meldebehörden ausstatten lassen mussten, denn wer seine digitalen Bilder nicht in einem Fotostudio machen lässt, hat ab 1. Mai zusätzlich die Möglichkeit, das Passfoto für 6 Euro direkt in der Meldebehörde der jeweiligen Kommune anfertigen zu lassen. Dazu stehen den Ämtern entweder mobile Geräte oder festinstallierte Fotoboxen zur Verfügung. Während die Verwaltungen bei Erwachsenen keine Probleme sehen, die Bilder selbst zu machen, sieht es bei Babys, Kleinkindern oder Menschen mit seelischen oder körperlichen Beeinträchtigungen anders aus. „Für das Bild muss man einen kurzen Moment ruhig sitzen, bis das Gerät das Bild gemacht hat. Auch für bettlägerige Menschen bleibt auch weiterhin nur der Gang zum Fotografen“, so Trautmann. „Wir haben jeden Tag Menschen vor der Kamera und wissen deshalb einfach, wie wir auch bei Kleinkindern ausweistaugliche Bilder herstellen können", ergänzt Ben Pfeifer. Es wird durch das BMI (Bundesministerium des Inneren) eine Übergangsfrist geben.
Ein Artikel von Robby Schubert (C) Freie Presse
